Thema aktualisiert   12. Januar 2024
Diese Seite wurde am 13. Februar 2023 erstellt!

Hemsdorfer

E inklassige Volksschule Hemsdorf 1914
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Von diesem genannten Kriegern sollte einer bis zum heutigen Tage nicht wiederkehren. Durch einen hinterhältigen Franktireursschuss [Partisanen] wurde Hermann Schwitzer am 23. August noch in Belgien bei Vilbepomerelle(?) getötet. Er liegt hier in meinen großen Garten unter einem Birnbaum begraben.
Ein anderer wurde seit Mitte August vermisst. Es war Arnold Behrens. Werden wir ihn nun wiedersehen? "Eiserne Kreuze" erhielten bis heute. Rittmeister Johann Raecke, Feldw. Wilhelm Behrends, Offz. Stellv. [Offizier-Stellvertreter] Fritz Behrends.
Aber auch bei den Daheimgebliebenen machte sich der Krieg bald bitterlich bemerkbar. Zuerst etwa Ende Januar wurden das Getreide mit Beschlag belegt. Hemsdorf mußte z.B. 200 Ztr. [Zentner] Hafer liefern. Diese 200 Ztr. wurden auf die einzelnen Landwirte verteilt. ~
Weizenmehl wurde mit Roggenmehl oder mit Kartoffelstärke vermengt. Die Preise der schweren Zeit sind nach dem Hauptbedarfsartilel folgende:
1 Ztr. Weizen 13,40 Mark 1 Ztr. Roggen 11,40 Mark 1 Ztr. Hafer 18,00 Mark 1 Ztr. Gerstenstroh 25,00 Mark 1 Brot (3 Pfund) 0,56 Mark 1 L Petroleum 0,25 - 0,40 Mark.
Petroleum war im Winter sehr knapp es mussten wieder Leute zu Kerzen greifen. Hiervon kostete das Stück aber auch (0,20-0,40 Mark) früher 0,10 - 0,15 Mark.
Konformiert wurden Ostern 1915 4 Mädchen und 2 Knaben. Es waren Anna Schwitzer, Else Werner, Lucie Ehrecke, Berta Thormeyer, - Hermann Meyenberg, Karl Ruloff.
Neu aufgenommen wurden 2 Knaben und 2 Mädchen, sodaß die Schülerzahl jetzt beträgt:
17 Mädchen und 16 Knaben 33 Schüler
Zu den schon im Felde stehenden Kriegern traten nach einer Landsturmmusterung im Mai noch folgende hinzu:
27. Otto Memel Arbeiter 28. Gustav Strumpf Landwirt 29. Moritz Schoof Gastwirt 30. Otto Thormeyer Arbeiter
Am 29. September traf uns die traurige Nachricht, daß der Landwehrmann Karl Ruloff, Familienvater von vier Kindern seinen Wunden in einem süddeutschen Lazarett erlegen sei. Die Gedächtnisfeier für ihn fand Erntedankfest d. 3. Oktober [1915] statt.
Gedient im 	Landwehr-Infanterie-Regiment 26
Quelle: Verlustliste 1.WK
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Laut Verfügung suchten wir zur Zeit der Ernte Ähren. Wir hatten 1,65 Ztr. reinen Weizen gesammelt. d. ? 21,40 Mk. Hierfür sandten wir unseren Kriegern Liebesgaben. Die Dankkarten liegen in der Chronik. Zu Erntedankfest fand auch wieder eine Sammlung von Geld und Naturalien für unser Kriegslazarett Wolmirstedt statt. An Geld kam 200,00 M zusammen.
Nun möchte ich dem Leser einen Blick in das Schulleben tun lassen. Auch hier erkannte man die Wirkung und den Einfluß des Krieges. Da ich für Coll. Hamel und Rautmann in Gr. Rodensleben 8 Stunden Halten mußte, so gestaltete sich mein Stundenplan im Sommer folgendermaßen:
Mo.		 Die.	 Mi.		  Do.		  Fr.		     Sa. 7-8 Hemsdorf 8-9 Hemsdorf H e m s d o r f 9-10 Pause      Weg Pause      Weg H e m s d o r f Hemsdorf 10-11 11-12 Gr. Rodensleben Gr. Rodensleben 2-4 Hemsdorf Hemsdorf im   Winter     : 8 - 12 2 - 4 Gr. Rodensleben .  .	.	.	.	. So wie sich nun der Stundenplan geändert hatte, so zeigte  auch  der Lehrplan ein anderes Gesicht. Der ganze Unterricht war Krieg.
D. h. der Krieg, das Wohl + Weh unserer braven Feldgrünen stand im Mittelpunkt. Unsere Kinder mußten zum „Sparen“ erzogen werden. Es hieß:
Sparen am Brot!
Wie oft mußte man sich das Frühstück nachsehen, um die Kinder mit zu großem Brot zu beschämen. - In der Naturgeschichte wurden sie mit „wilden Gemüsepflanzen“ bekann gemacht. Wir kochten uns in der Schule einen ff.
Löwenzahnspinat. - In den Rechenstunden stellte man Kriegsaufgaben. - In der Religionsstunde lernte und lehrte man Beten fürs Vaterland. - Selbstverständlich wurde der Lehrstoff nicht geschafft; er mußte eingeschrumpft werden. Die nicht behandelten Stoffe sind im Lehrplan mit X bezeichnet. -
Nun darf mein Nachfolger und jeder andere Lehrer aber nicht annehmen, daß die Anforderungen ans Ganze (Lehrer und Schüler) hereabgeminder war. Da hätte man sich geirrt; wenn man ruhig doppelte Arbeit hatte, so konnte man bis zur Verzweiflung ( wenn auch ohne Licht, an dem es doch überall fehlte) arbeiten. -
Otto Memel 1.WK*
Otto Thormeyer 1.WK*
wurde die Schule von 7-9 von Herrn Kreisschulinspektor Beinhorn in Religion + Geschichte revidiert. „Junger Coll., der du vor dem 2. stehst, bereite dich schriftlich zu jeder Stunde vor. Arbeite + verzweifle nicht.
Arnold Behrends
Johann Raecke
F. Wilhelm Behrends
Friedrich Behrends
Hermann Schwitzer 13.08.1914*
Nun mußte aber auch mit allen gespart werden, insbesondere? mit dem “Brot”. Zum Zwecke der besseren und gerechteren Verteilung dieser lieben Gottesgabe wurden, “Brotmarken” eingeführt. (Ich werde nach Beendigung des Krieges einige einkleben) Es war für 1 Kasten - 3 Pfund Brot, für 1 Kind unter 6 Jahren 1½ Pfund für die Woche vorgesehen. Das Brot war aber aus Roggenmehl und 30% Kartoffelflocken oder -mehl gebacken. Im Anfang war es zuerst ungenießbar. - Komißbrot schmeckte mir besser. An Kuchen war nicht mehr zu denken.
Die Hauptnot hatten die Landwirte mit den Futtern ihrer Viecher. Futtermittel waren: Zuckermelasse, Schnitzel, Ölkuchen. Die Siege wurden bei uns durch Flaggenschmuck gefeiert, von 10 Uhr ab war Schulschluss.
Am Montag d. 27. September  [1915]
Am 2. November wurden als: 31. Robert Werner, Arb. 32. Karl Schwitzer, Arb.
im Alter von 19 Jahren zum Heeresdienste einberufen
In einer N O der Magdeburger Zeitung fand ich untenstehende interessante Statistik über die 3. Kriegsanleihe. Auch unsere Schule konnte 400 M zeichnen.
Am Montag den 8.11. konnte ich meinen Kindern das erste eiserne 5 Pfennig Stück zeigen.
Zu den Eingezogenen kommen noch: 33. Wilhelm Thormeyer, Arbeiter 34. Hermann Scheller, Landwirt 35. Reinhold Spieß, Landwirt 36. Walter Jacobs, Landwirt
Jacobs Walter(?) 1.WK
Elise Feldmann Lucie Feldmann